GESCHMIERT UND GEÖLT
PECUNIA NON OLET !



Kapitel 1

Mitteilung der Staatskanzlei Niedersachsen vom 04.3.2011*:

In der Niedersächsischen Staatskanzlei ist am Donnerstag eine Vereinbarung zum Offshore-Windpark Nordergründe unterzeichnet worden. Auf der Grundlage dieses Vergleichs wird unter anderem ein umfangreiches Monitoringprogramm zur Erfassung der Kollisionen von Zugvögeln mit den Windkraftanlagen eingerichtet.

Damit wird auch die Basis zur Beurteilung der ökologischen Auswirkungen von Offshore-Windparks bei zukünftigen Planungen verbessert.

Die »Stiftung Naturlandschaft« wird außerdem 20 Prozent des Ersatzgeldes erhalten, um insbesondere die Erhaltung und Stärkung der Populationen von See- und Küstenvögeln sowie die Entwicklung von Rastmöglichkeiten von Zugvögeln im Küstenstreifen zu fördern.

Im Gegenzug nimmt der BUND […][6]**
seine Klage gegen den im November 2007 erteilten immissionsschutzrechtlichen Vorbescheid zurück. Der BUND hatte mit Unterstützung des WWF gegen den Windpark wegen der Gefährdung wildlebender Vogelarten Rechtsmittel eingelegt.

Die Firma Energiekontor kann nun die geplanten 18 Windkraftanlagen am Standort Nordergründe nordöstlich der Insel Wangerooge errichten.

Neben Energiekontor, BUND und WWF hat auch das Land Niedersachsen (vertreten durch die Niedersächsische Staatskanzlei, das Niedersächsische Ministerium für Umwelt und Klimaschutz und das Staatliche Gewerbeaufsichtsamt Oldenburg) die Vergleichsvereinbarung unterschrieben.

Das Gebiet wurde im Landesraumordnungsprogramm als Eignungsgebiet zur »Erprobung der Windenergienutzung auf See« ausgewiesen. Es liegt außerhalb des Nationalparks Niedersächsisches Wattenmeer, der ausgewiesenen Natura 2000-Gebiete und außerhalb des Weltnaturerbegebietes Wattenmeer.




Kapitel 2

Doch der Reihe nach....

1. Akt

Ende 2007 klagte der BUND gegen den im November 2007 erteilten immissionsschutzrechtlichen Vorbescheid für den Windpark »Nordergründe«. Der BUND hatte mit Unterstützung des WWF gegen den Windpark wegen der Gefährdung wildlebender Vogelarten Rechtsmittel eingelegt. Die Gegend ist stark von Zugvögeln frequentiert, der Zug erfolgt v.a. auf Rotorhöhe. Das Gebiet ist ein Nahrungs-, Rast- und Überwinterungshabitat für Sterntaucher von nicht nur nationaler Bedeutung sei. Auch gibt es Eider- und Trauerenten.. Die Brutplätze der Brandseeschwalbe würden von den Nahrungsräumen isoliert.

Gründe

WWF 19.12.2006

WWF [6], BUND und die sieben ostfriesischen Inselgemeinden lehnen den Bau des Offshore-Windparks am Standort Nordergründe ab. Dies betonte das Bündnis am Dienstag während einer Anhörung zu diesem Windpark in Oldenburg. Umweltverbände und Inselbürgermeister befürchten ein erhöhtes Ölpestrisiko durch mögliche Schiffskollisionen mit den Windrädern. »Die Gefahr am Rande des Nationalparks Wattenmeer ist viel zu groß. Nicht auszumalen, wenn ein Unfall dort eine Ölpest auslöst. Dies wäre eine Katastrophe für Mensch und Natur an der Nordseeküste«, betonten Umweltverbände und Inselgemeinden. Sie fürchten, dass die Auswahl des Standortes das Ansehen einer im Prinzip erwünschten Technik gefährden könnte. […] »Wir sind für eine naturverträgliche Entwicklung der Offshore-Windenergie. Aber der Standort Nordergründe ist aus Sicht des Naturschutzes unverantwortlich«, erklärte WWF-Expertin Beatrice Claus. […] »Wir sehen die Zulässigkeit des Vorhabens als nicht gegeben an. Sollte die Behörde den Windpark dennoch genehmigen, werden wir dies rechtlich prüfen lassen«, teilte BUND-Fachfrau Marita Wudtke mit.

Noch im Jahresbericht des BUND-Niedersachsen von 2009 [1] wird das Projekt Nordergründe im Watt östlich von Wangerooge abgelehnt

Die Planung von zwei großen Nearshore-Windparks im Wattenmeer (Nordergründe und Riffgatt) kann nicht die ungeteilte Zustimmung des BUND finden. Gemeinsam mit dem WWF haben wir die Projekte abgelehnt und Alternativplanungen gefordert.


2. Akt

Auf der Grundlage des o.g. Vergleichs wird unter anderem ein umfangreiches Monitoringprogramm zur Erfassung der Kollisionen von Zugvögeln mit den Windkraftanlagen eingerichtet.


Die wahren Windkraftgegner

Damit wird zwar die Basis zur Beurteilung der ökologischen Auswirkungen von Offshore-Windparks bei zukünftigen Planungen verbessert. Aber was dabei in strikter Verleugnung des Verursacherprinzips unterschlagen wird, ist, daß eine derartige Analyse im Grunde ohnehin vom Investor Energiekontor und dies vor (!) Antragstellung hätte finanziert und durchgeführt werden müssen und nicht erst nachher.

So aber ist wieder eine Chance vertan, einen Offshore-Windpark ökologisch zu optimieren (wobei hier dahingestellt sei, wie ein nach Auffassung von WWF und BUND wie o.g. sinnloser Windpark ökologisch hätte optimiert werden können). Mit dieser vergleichsimmanenten Regelung gibt die Niedersächsische Landesregierung unumwunden zu, daß auch die Genehmigung des Windparkes Nordergründe eine Genehmigung zuviel war, die vorsätzlich der politischen Show wegen ohne Zugrundelegung ausreichender ökologisch fachlicher Informationen erteilt wurde.


3. Akt

Die »Stiftung Naturlandschaft« wird außerdem 20 Prozent des Ersatzgeldes erhalten, um insbesondere die Erhaltung und Stärkung der Populationen von See- und Küstenvögeln sowie die Entwicklung von Rastmöglichkeiten von Zugvögeln im Küstenstreifen zu fördern.

Zum einen ist die Verwendung der Abgabe gesetzlich und auch anderweitig rechtsverbindlich vorgeschrieben, so daß die Vergabe der Gelder an eine Stiftung von wem auch immer (wobei im vorliegenden Fall ein unübersehbares »Geschmäckle« verbleibt) keinen zusätzlichen Benefit für die Natur bringt. Zur Geschmäckle-Vermeidung hätte allemal eine Evaluierungsprognose (ggf. verbunden mit einer öffentlichen Ausschreibung auf Projektbasis) helfen können, eventuell andere Gründe für eine Auswahl der »Stiftung Naturlandschaft« zu finden, als daß die Stiftung ganz zufällig im Bunde mit regierungshörig willfähriger Verwandtschaft steht.



Kapitel 3

Auftritt Fa. Energiekontor


Schon 2005 betreibt die Fa. Energiekontor vorsätzlich Falschinformation.

In einem im Internet verfügbaren Prospekt v. 20. Juli 2005 werden auf Seite 32 für 98 WKA á 5 MW eine Parknennleistung v. 490 MW, d.h. rechnerisch anteilig f. Nordergründe mit 18 Einheiten also 90 MW, angegeben [11]. Tatsächlich würde aber wegen des Parkeffektes bei der für die Einzelanlagennennleistung relevanten Windstärke statt 90 MW nur eine Leistung v. etwa 86 MW erreicht. Diesen Parkeffekt unterschlägt Energiekontor. Eine höhere Leistung bzw. Parknennleistung kann die Fa. Energiekontor hinsichtlich relevanter Windstärke und deren Eintrittshäufigkeit nicht belegen.

Dazu muß man wissen (und die Fa. Energiekontor weiß es), daß durch Abschattungen etc. jeweils »hintere« Anlagen weniger Ertrag bringen als die vorderen. Dementsprechend liegt die projektierte Parkleistung idR unter der Summe der Komponenten-Nennleistungen, denn die »Front« ist ja auch bei stärkerem Wind, als sie zur Erreichung der Nennleistung benötigt, zum Überlastschutz technisch bedingt »leistungsgedeckelt«.

Der »Parkeffekt« ist ausnahmslos durch die Fachliteratur belegt.

Entsprechende Angaben s. u.a. unter Kap. 3.7.5.1 ff. in der Dissertation von Matics [3], die Verwirbelungen siehe auch auf dem Titelblatt einer EWEA-Broschüre (wobei es viel sagt, daß der europäische Dachverband EWEA [4] eine ökonomisch suboptimale Windkonstellation auf einer Titelseite präsentiert). Vgl. auch Kap. 6.2.2.3 ff. DENA-Netzstudie 2010 [2]



Kapitel 4

Fazit


Der BUND läßt sich durch Maßnahmen einwickeln, die ohnehin von Rechts wegen hätten durchgeführt werden müssen. Der BUND betonte sogar, in dem Vergleich gehe es hauptsächlich um den so genannten Naturausgleich für den küstennahen Windpark mit insgesamt 18 Windrädern. »Die Anlagen sollen direkt neben dem Nationalpark Wattenmeer aufgestellt werden. Die bisherigen Ausgleichsmaßnahmen reichen uns nicht aus«, sagte dazu ein BUND-Sprecher. [7]

Umsomehr hat sich an einer wesentlichen Ursache der Klage, nämlich der Öl-Gefahr, aber nichts auch nur um einen Deut verringert. Genausowenig ist die Gefahr im v.g. Sinne etwa(s) »ausgeglichen«, zumal sie faktisch nahezu nicht ausgleichbar ist.

War die Klage also nur eine reine politische Show und waren die ausführlichen Darstellungen der Überflüssigkeit und Deplaziertheit des Windparkes nur Filibuster zur letztendlich vor allem finanziellen Selbstprofilierung?

Siehe auch NDR - Menschen und Schlagzeilen „Tauschgeschäfte - Umweltverbände verraten Ideale” [8] und ARD - Panorama „Wie sich Umweltverbände kaufen lassen” [9][12]


Der BUND geschmiert, geöltes Watt,
dann weiß jeder, was er hat!


Und spätestens dann wird man, wenn auch zu spät, wissen, daß nicht nur windige Geschäfte im KKW-Bereich, sondern auch bei Erneurbaren Energiequellen fatale Folgen haben können.


Kapitel 5

Granit statt Ölsand

Nachtrag [10]: Die Vorsitzende des BUND KV Hochtaunus Dr. Claudia Weiand bringt den Umstand, daß sich der BUND in seiner flächendeckenden Präsenz in 16 Landesverbänden nur aus Mitgliedsbeiträgen und Spenden finanziert, auf den Punkt (....) Wobei wir nicht jede Spende annehmen, wir haben eine sehr strenge Regelung. Wer versprechen sollte, Nistkästen für Fledermäuse und Meisen aufzubauen, dafür aber einen halben Wald roden möchte, stößt bei uns auf Granit. Dann klagen wir lieber. Möge diese klare Aussage bis nach Niedersachsen durchdringen.






Wer lesen kann....


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[1] Baumgarten, H., Unsere Zukunft entscheidet sich in der
    Energiepolitik
, BUND Niedersachsen - Jahresbericht
    2009, S.3, Hannover 2009

[2] dena-Netzstudie II. - Integration erneuerbarer Energien
    in die deutsche Stromversorgung im Zeitraum 2015 – 2020
    mit Ausblick 2025, vgl. auch Windpark Görike Söllenthin -
    Renditefonds, Prospekt v. 15.11.2002 (alt, aber umso
    aussagefähiger hinsichtlich der Angaben zu den Gutachten
    auf S. 18/19)

[3] Matics, J., Betriebliche Modellierung, Auslegung und
    Management von dezentralen Energiesystemen
, PhD Universität
    Duisburg-Essen, Fak. Ingenieurwissenschaften, Essen 2007

[4] EWEA Factsheet Stand 4/2011 vgl. dort Kap.9

[5] Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland,
    Landesverband Niedersachsen e. V. - BUND

[6] World Wildlife Fund - WWF

[7] Radio Bremen 3. Dezember 2010

[8] NDR „Menschen und Schlagzeilen” 23. August 2011

[9] ARD Panorama 12. März 2012

[10] Usinger Anzeiger 12. März 2012; „Argumente gegen Sommer-
     rodelbahn sammeln”

[11] Prospekt Energiekontor 20. Juli 2005

[12] zu [9] audiatur et altera pars, PM BUND NDS 16. März 2012

*)  Zitate in rot/kursiv

**) in den Kapiteln 1 - 4 ist unter BUND der BUND LV Niedersachsen
     zu verstehen




Tilman Kluge, Gartenstrasse 4A, 65812 Bad Soden Ts. 01.5.2011 09:00, korr. 25.5.2011 10:00 (Grafiken), erg. 19.3.2012